Honigkunde
Auf dieser Seite stellen wir euch die wichtigsten Infos über Honig als groben Überblick zusammen. Dabei werden wir natürlich das Rad nicht neu erfinden, sondern wir beziehen uns hier auf offizielle bzw. wissenschaftlich anerkannte Quellen. Weiterführende Seiten oder Dokumente werden nach Möglichkeit verlinkt.
Gesetzliche Grundlagen
In der „Honigverordnung vom 16. Januar 2004 (BGBl. I S. 92)” ist die Definition von Honig gesetzlich genau geregelt. Im Gesetz ist Honig wie folgt definiert:
Honig ist der natursüße Stoff, der von Honigbienen erzeugt wird, indem die Bienen Nektar von Pflanzen oder Sekrete lebender Pflanzenteile oder sich auf den lebenden Pflanzenteilen befindende Exkrete von an Pflanzen saugenden Insekten aufnehmen, durch Kombination mit eigenen spezifischen Stoffen umwandeln, einlagern, dehydratisieren und in den Waben des Bienenstocks speichern und reifen lassen. Honig besteht im Wesentlichen aus verschiedenen Zuckerarten, insbesondere aus Fructose und Glucose, sowie aus organischen Säuren, Enzymen und beim Nektarsammeln aufgenommenen festen Partikeln. Die Farbe des Honigs reicht von nahezu farblos bis dunkelbraun. Er kann von flüssiger, dickflüssiger oder teilweise bis durchgehend kristalliner Beschaffenheit sein. Die Unterschiede in Geschmack und Aroma werden von der jeweiligen botanischen Herkunft bestimmt.
Allgemeine Informationen rund um Honig gibt es auf der Webseite des Deutschen Imkerbundes.
Honigsorten
Detailliertere Informationen findet ihr in den Leitsätzen für Honig des Deutschen Lebensmittelbuchs oder in den Honigsorten-Bezeichnungen vom Deutschen Imkerbund.
Qualitätskriterien
Auf den Honiggläsern des Deutschen Imkerbundes findet sich der Hinweis „kühl, trocken, dunkel lagern”. Der allgemeine Hintergrund dieses Hinweises ist die Erhaltung des typischen Geschmacks, sowie der wertvollen Inhaltsstoffe. Generell gilt, dass Honig ohne große Qualitätseinbußen mehrere Jahre lang haltbar ist — sofern er richtig gelagert wird. Lasst uns dazu den Lagerhinweis und dessen Hintergrund mal etwas genauer anschauen.
Wassergehalt
Der Wassergehalt ist das wichtigste Kriterium für die Qualität von Honig. Es ist zugleich auch das praxisnahste Kriterium, da der Wassergehalt einfach mit einem Refraktometer — zur Not direkt am Bienenstand — gemessen werden kann. Die Honigverordnung gibt einen maximalen Wert von 20 % für Honig an und 23 % für Backhonig an.
Der Deutsche Imkerbund gibt an:
Der Honig muss einen Wassergehalt von weniger als 18 % aufweisen. Wasserarme Honige sind reifer, weniger gärungsgefährdet und besitzen ein volleres Aroma.
Die Schweizer Bienenzeitung gibt ein paar zusätzliche Informationen was bei einem erhöhten Wassergehalt passiert. In dieser Quelle finden sich auch vergleichende Bilder von Honigen, die unterschiedlich gelagert wurden.
Erhöhter Wassergehalt fördert die Gärung (Fermentation). Auf der Honigoberfläche entstehen Luftblasen. Zwischen Honig und Deckel bildet sich ein Überdruck, der beim Öffnen des Gefässes deutlich hörbar entweicht. Gärender Honig riecht sauer. Da lebende Hefezellen Durchfall erzeugen, soll gärender Honig nur erhitzt, als Backhonig, verzehrt werden.
Invertase (auch: Saccharase)
Die Bienen fügen dem Honig bei dessen Bereitung eine ganze Reihe körpereigener Enzyme bei. Diese Enzyme haben verschiedene Effekte auf den Honig, wie z.B. eine antibakterielle Wirkung. Viele Enzyme sind wärme- und/oder lichtempfindlich. In einer Honiganalyse wird üblicherweise das Enzym Invertase geprüft.
Das Niedersächsische Landesinstitut für Bienenkunde hat folgende Informationen über das Enzym Invertase veröffentlicht:
Das im Honig vorhandene Enzym Invertase wird zum überwiegenden Teil von den Bienen bei der Honigbereitung mit dem Speichel zugefügt. Chemisch handelt es sich um das Enzym á-Glucosidase, das insbesondere Saccharose (Rohrzucker) und Maltose (Malzzucker) spalten kann. Die Invertase-Aktivität wird als Maß für die Naturbelassenheit gewertet, und informiert damit über die Reife und schonende Behandlung von Honig. Dieses Enzym ist wesentlich empfindlicher gegenüber Erwärmungen über 40 °C als das ebenfalls im Honig enthaltene und in der Honigverordnung genannte Enzym Diastase.
Das Fachzentrum für Imkerei schreibt ferner:
Enzyme sind Eiweißmoleküle, die meist sehr wärmeempfindlich sind. Bei Temperaturen über 40 °C denaturieren diese und verlieren ihre katalytischen Eigenschaften. Sie können den chemischen Prozess also nicht mehr umsetzen. Somit lassen sich über die Aktivität von Enzymen - im Honig v.a. über die Saccharase-Aktivität - Wärmeeinwirkungen oder Hitzeschäden nachweisen. Auch falsche oder lange Lagerung des Honigs führt zu einer Abnahme der Saccharase-Aktivität.
Der Deutsche Imkerbund fasst den Sachverhalt wie folgt zusammen:
Invertase ist ein sehr wärmeempfindliches Enzym. Eine hohe Invertase-Aktivität ist eine Garantie dafür, dass der Honig nicht wärmebehandelt wurde.
5-Hydroxymethylfurfural (5-HMF)
Der Wikipedia Artikel zu 5-HMF ist relativ umfangreich und mit guten Quellen versehen, daher zitiere ich direkt den Artikel aus Wikipedia.
Hydroxymethylfurfural (HMF) ist in natürlichen Lebensmitteln nicht vorhanden. Diese Substanz entsteht erst bei der thermischen Zersetzung von Kohlenhydraten. […] Der HMF-Gehalt in frisch geschleudertem Honig ist sehr gering und steigt bei korrekter Lagerung, je nach pH-Wert und Lagertemperatur um ca. 2–3 mg/kg pro Jahr an. Lagerung bei Zimmertemperatur (21 °C) kann den HMF-Gehalt in einem Jahr bereits auf 20 mg/kg erhöhen. Ein hoher 5-HMF-Wert des Honigs weist auf länger anhaltende Lagerung oder Erwärmung hin.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat eine Stellungnahme zur Toxizität beim Menschen veröffentlicht. Das Ergebnis lautet wie folgt:
5-HMF besitzt kein besonderes ausgeprägtes toxisches Potenzial. Derzeit kann aus den vorliegenden experimentellen Studien hinsichtlich einer krebserzeugenden und erbgutschädigenden Wirkung von 5-HMF keine Relevanz für den Menschen abgeleitet werden.
Obschon 5-HMF für den Menschen unbedenklich ist, hat der Test eine praktische Bedeutung: Der 5-HMF Gehalt stellt einen Indikator für die Lagerqualität von Honig dar. Manche Honigsorten haben naturgemäß eine geringe Invertaseaktivität. Dadurch kann der Wert der Invertaseaktivität in solchen Einzelfällen nicht verwendet werden um die einwandfreie Lagerbedingungen nachzuweisen.
Der Deutsche Imkerbund beschreibt den HMF-Gehalt ebenfalls als Indikator für schonend verarbeiteten und richtig gelagerten Honig:
HMF ist ein Zuckerabbauprodukt, das insbesondere bei Überhitzung und unsachgemäßer Lagerung entsteht. Ein niedriger HMF-Gehalt ist also ein Kriterium für schonend gewonnenen und richtig gelagerten Honig.
Zusammenfassung
Honig soll man kühl, trocken, dunkel lagern, denn:
- durch Licht und Temperaturen ab 40 °C können Enzyme, die u.a. für die antibakterielle Wirkung von Honig verantwortlich sind, kaputt gehen.
- bei Temperaturen über 40 °C entsteht 5-HMF. Ein Indikator für die Lager- und Verarbeitungsbedingungen des Honig.
- Honig ist hygroskopisch, also nimmt aus der Luft Feuchtigkeit auf, sofern diese erhöht ist (Faustformel: über 60 % rel. Luftfeuchtigkeit). Ein hoher Wassergehalt fördert Gärungsprozesse durch Hefen im Honig, die Durchfallerkrankungen beim Menschen auslösen können.
Kühl (optimal sind 15 °C), trocken (optimal sind weniger als 55 % relative Luftfeuchte) und dunkel gelagert, lässt sich Honig über Jahre ohne nennenswerte Qualitätseinbußen aufbewahren.
Abschließend ein Faktencheck zu einem beliebten Hausmittel:
Heißer Tee mit Honig gegen Halsschmerzen?
Honig enthält Glucoseoxidase, ein Enzym, das Glucose zur Gluconsäure oxidiert, wobei Wasserstoffperoxid frei wird. Dieses weist eine antibakterielle Wirkung auf. Wenn Honig in heißem Tee gelöst wird, dann wird die Glucoseoxidase inaktiviert und die antibakterielle Wirkung des Honigs verschwindet. Heißer Tee mit Honig schmeckt zwar gut, ist aber kein wirksames Hausmittel gegen Halsschmerzen. Um die Wirkung trotzdem zu erhalten, kann man den Honig stattdessen in lauwarmem (ca. 40 Grad) Tee lösen.
Quelle: chemie.uni-wuerzburg.de
Kristallisation
Die Kristallbildung im Honig ist abhängig von Zuckerspektrum, Konzentration der einzelnen Zucker, Gehalt an Kristallisationskeimen, Wassergehalt und Temperatur. […] Die Kristallisation setzt ein, wenn für einen Zucker die Sättigungskonzentration überschritten wird. Der Zucker fällt aus der Lösung aus und bildet Kristalle, insbesondere wenn Kristallisationskeime (Pollen, Staub, Luftblasen, Primärzuckerkristalle) vorhanden sind.
Kristallisierter Honig ist keinesfalls minderwertig. Im Gegenteil: Wenn ein Honig kristallisiert, zeugt das von dessen Naturbelassenheit. Das ist wiederum ein Zeichen von Qualität. Kristallisierter Honig ist dementsprechend auch nicht verdorben. Er kann ganz normal gegessen werden. Nur wenn sich durch die Kristallisation zwei Phasen bilden, können sich in der flüssigeren Phase durch den höheren Wassergehalt Hefen vermehren und zur Gärung des Honigs dieser Phase führen. Es ist möglich, festen Honig durch Wärme wieder flüssiger zu machen. Die Temperatur sollte dabei unter 40 °C liegen, um Inhaltsstoffen des Honigs nicht zu schaden. Eine geeignete und schonende Methode ist die Verflüssigung von Honig im Wasserbad.